Auszeichnung für die klügsten Köpfe

Herausragende Ingenieursleistungen zeichnen sich neben einem hohen Innovationsgrad auch durch einen unmittelbaren Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft aus. Um genau solche Leistungen zu würdigen, verleiht der VDI Bezirksverein München, Ober- und Niederbayern bereits seit 1984 den VDI Preis

Im festlich dekorierten Casino der Infineon AG in Neubiberg konnte der BV-Vorsitzende Andreas Wüllner mehr als 100 Gäste begrüßen. Gastgeber Rudolf-Thassilo Hurth, Senior Director Business Intelligence and Development bei Infineon Technologies, gewährte mit seinem Vortrag ‚Infineons Beitrag zur Dekarbonisierung‘ interessante Einblicke in die nachhaltige Firmenstrategie und die Zukunftsperspektiven.

Kann Beton ressourceneffizient sein?
Die Produktion des Beton-Bindemittels Zement ist für einen beträchtlichen Anteil der CO2-Emissionen verantwortlich. Durch das zunehmende Bevölkerungswachstum, wird der Bedarf an neuen Bauten aber zunehmen und der Baustoff Beton kann weder qualitativ noch quantitativ durch andere Baustoffe ersetzt werden. In ihrer Dissertation Untersuchungen an topologieoptimierten, ressourceneffizienten Betonträgern, die Dr.nat.techn. Nadine Preßmair an der Universität für Bodenkultur, Department für Bautechnik und Naturgefahren, vorgelegt hat, realisierte Frau Preßmair besonders schlanke, materialsparende Betonträger. In vier Versuchsreihen konnte die praktische Umsetzbarkeit dieser filigranen Träger mit einem neuen, innovativen Bewehrungskonzept bewiesen werden.

Ein Ringnetz für das Münchner Umland

In der Bachelorarbeit „Potentialanalyse eines Ringnetzsystems für den öffentlichen Schienenpersonennahverkehr im Münchner Umland“, die Dennis Jakobson an der School of Engineering und Design“ der TU München im Bereich Verkehrsverhalten angefertigt hat, wird eine Ringbahn in den Vororten von München mithilfe des agenten-basierten Verkehrsmodells MATSim simuliert. Der Ring wird so konzipiert, dass er die bevölkerungsreichsten Gemeinden, die bereits an das Schienennetz der MVV angeschlossen sind, miteinander verknüpft. Dabei wird sowohl auf die Effizienz des Gesamtsystems als auch auf die bestmögliche Lage der einzelnen Haltestellen geachtet. Auffällig ist das erhöhte Interesse der Agenten in der östlichen Hälfte des Ringes, was auf Pull-Faktoren, wie den Flughafen zurückgeführt werden könnte. Die Bachelorarbeit hat nachgewiesen, dass es eine Verkehrsnachfrage zwischen den Gemeinden im Münchner Umland gibt und dieses Ringnetz eine mögliche Ausbauvariante darstellt.

Als Stipendiat der Gerhard C. Starck Stiftung, freute sich Jakobson sehr über die Glückwünsche der Stiftungsvorsitzenden Dr. h.c. Charlotte Knobloch.

Wasser kühlt die Stadt

An der der Leopold-Franzens Universität Innsbruck promovierte Dr. Yannick Back im Fachbereich Umwelttechnik zu dem Thema „Die Rolle der städtischen Wasserwirtschaft bei der Klimaanpassung von Städten“. Im Hinblick auf länger anhaltende Trockenperioden wird, neben der Begrünung von Städten auch eine nachhaltige Wasserversorgung zur Sicherstellung der blaugrünen Infrastruktur immer wichtiger. Durch einen interdisziplinären Forschungsansatz und die Einführung neuartiger Modellierungsmethoden gelingt es Back, u.a. die Energie- und Wasserbilanz unterschiedlicher Oberflächen und weiterer komplexer Verbindungen detailliert zu untersuchen und damit Empfehlungen zur Verbesserung der Klimawandelanpassung in Städten zu geben.  

Aus Holzabfall wird Biokunststoff  

In seiner preiswürdigen Masterarbeit im Studiengang Angewandte Forschung und Entwicklung in den Ingenieurwissenschaften an der TH Rosenheim entwickelte Vitus Zenz, M.Eng., eine neue und innovative Versuchsanlage. Sie verwendet ein neuartiges Verfahren, in dem Hochfrequenzstrahlung in einen sogenannten Doppelschnecken-Extruder integriert wird, um aus Holzreststoffen wie Sägespäne kontinuierlich Bernsteinsäure zu produzieren. Diese ist ein Monomer (kleines, sehr reaktionsfreudiges Molekül) für den Biokunststoff Polybutadiensuccinat (PBS). Dieser Kunststoff ist nicht nur biobasiert, sondern auch biologisch abbaubar, unter anderem in Meerwasser. Durch seine mechanischen Eigenschaften, die vergleichbar zu erdölbasierten Polyolefinen sind, lässt sich mit der Verpackungsindustrie ein potenziell großer Absatzmarkt ableiten.

Weinflaschen aus PET

Mit der „Entwicklung einer Produktfamilie von PET-Weinflaschen“ befasste sich Cornelia Braun, B.Sc., in ihrer Bachelorarbeit an der Fakultät für Technisches Design der Technischen Hochschule Ingolstadt. Wein wird in aller Regel in Einwegflaschen aus Glas abgefüllt. Der Transport über lange Strecken erzeugt hohem CO2-Ausstoß, hier hat eine PET-Flasche aus recyceltem Material deutliche Vorteile. Eine Herausforderung war, den vom Verbraucher als „billig“ wirkenden Rohstoff PET in ein hochwertiges, edles Design zu bringen. Zudem musste die Flasche das Produkt vor Lichteinstrahlung und Sauerstoff schützen. Durch die ganzheitliche Betrachtung des Entwurfsprozesses - der technischen, wie auch der gestalterischen Seite – konnte Frau Braun im Ergebnis zwei Behältervarianten im Converterprinzip herstellen.

Große Datenbanken schnell gemacht

M. Sc. Kristin Fritsch, Lehrstuhl für Skalierbare Datenbanksysteme, Universität Passau, hat in ihrer Masterarbeit das Problem im Umgang mit großen Datenmengen mit Hilfe von QUBO (= ein mathematisches Optimierungsverfahren) auf Quantencomputern behandelt.  Damit gelang es ihr, eine funktionierende Brücke für das Matchen von großen Datenbanken zu schaffen und valide Lösungen zu erzielen.

Intelligente Tiermatte

In der Kategorie „Ingenieur-Startup“ konnte Martin Zech die Jury mit seinem StartUp „CliMat“ überzeugen. Hitze im Sommer – Kälte im Winter: das ist auch für Hunde und Katzen nicht angenehm. Mit CliMat hat Zech im exklusiven Kickstart Inkubator-Programm der Technischen Hochschule Deggendorf den Prototypen einer universellen, elektrisch heiz- und kühlbaren Unterlage für Heimtiere entwickelt. Diese regelt die Temperatur der Oberfläche tierspezifisch und dient somit dem Tierwohl. Eine schöne Erfindung, für die Herr Zech momentan noch auf der Suche nach einem Produzenten ist (Kontakt über die Redaktion).

 

Nach den beeindruckenden Kurzreferaten der Preisträger, die mit ihren zukunftweisenden Arbeiten Mut machten, und der Siegerehrung, klang der Abend mit einem hervorragenden Menü und interessanten Gesprächen aus.

Herzliche Glückwünsche an die diesjährigen Gewinner und einen großen Dank an unseren Gastgeber Infineon Technologies.

Fotos: VDI/ Tom Bauer

Silvia Stettmayer