VDI Tag 2024 am Ammersee

Kulturdenkmäler und Hightech

Glück im Unglück hatten die 160 Gäste des VDI Tages im Juni 2024.  Nachdem noch eine Woche zuvor die Hochwasserlage in ganz Südbayern sehr kritisch war, trafen sich die VDI-Mitglieder mit ihren Angehörigen und Freunden trockenen Fußes und bei schönem Wetter in der „Alten Brauerei“ in Stegen am Ammersee.

Im historischen Gebäudekomplex der Brauerei befinden sich auch die Räume der Video-, Audio- und Veranstaltungstechnikspezialisten der Groundlift-Studios. Im großen Theaterraum begrüßte Andreas Wüllner, Vorstandsvorsitzender des VDI München, die Gäste, bevor VDI-Vorstandsmitglied Rupert Zunhammer und Angelika Nuscheler durch den Vormittag führten.

Das offizielle Programm startete mit einem Fachvortrag von Simon Prentner, Qualitätsmanagement von Torqeedo, dem weltgrößten Hersteller von Elektroantrieben für Wasserfahrzeuge aus Wessling. Überzeugend stellte Herr Prentner das umfangreiche Portfolio von Torqeedo vor – Außen- und Innenborder für Kajaks, Dinghies und Daysailer bis 2 Tonnen – und beanwortete im Nachgang viele Zuhörerfragen.

Nach dem Mittagsimbiss im gemütlichen Wirtsgarten der „Alten Brauerei“ starteten die Gäste mit drei Omnibussen zu den Zielen der Nachmittagsexkursionen (Einzelberichte anbei).

Am frühen Abend klang der VDI Tag mit dem beliebten Quiz und einem gemeinsamen Abendessen aus. Viele Teilnehmer haben diesen VDI Tag sehr genossen, gleichwohl es doch einen kleinen Wermutstropfen gab: durch das Hochwasser musste die nachmittägliche Ammersee-Schifffahrt leider abgesagt werden.

Kupfer und Zinn

Ziel der VDI Tage ist ja, den Besuchern ein lukratives Programm aus Technik, Kultur und Geschichte der jeweiligen Region anzubieten.

Die Führungen unter dem Stichwort „Kupfer und Zinn“ zeigten eine spannende Palette aus Handwerkskunst, Ortsgeschichte und Kunst.
Es war für jeden Geschmack etwas dabei.
Ca. 40 Personen besuchten abwechselnd in zwei Gruppen den Künstlerort Dießen und das Kupfermuseum in Fischen.

Mit Angelika Nuscheler von der Tourist Information Dießen erlebten wir eine äußerst interessante Reise durch die Geschichte von Dießen.

Dießen ist über die Grenzen Bayerns hinaus als Künstlerort bekannt. Maler, Schriftsteller oder Komponisten werden mit diesem Ort assoziiert. Kunsthandwerker sind hier seit dem Mittelalter ansässig. Die handwerkliche oder künstlerische Begabung wurde oft in der Familie weitergegeben, wie wie z. B. bei der Zinn­dynastie Schweizer.

Ein besonders schmuckes Bürgerhaus im Gründerstil beherbergt den Laden und die Werkstatt der ältesten Kleinzinngießerei der Welt.
Hier erklärte ein Meister seines Fachs mit großem Engagement, Hr. Schweizer, die Geheimnisse der Zinngießerei und die Entstehung dieser feinen, kleinen Kunstwerke aus Zinn.

 

Weiter ging die Reise zum Kupfermuseum nach Fischen.
Das Kupfermuseum in den historischen Räumen des denkmalgeschützten Gutshofs ist das größte Museum seiner Art. Hier zeigt der Sammler und Stifter des Museums, Siegfried Kuhnke, auf 500 Quadratmeter Fläche mehr als 1.500 Objekte aus Kupfer.

Der ehemalige Sachverständige für Unedle Metalle der IHK München hat seit vielen Jahrzehnten Kupfer gesammelt. Die Exponate stammen aus den verschiedensten Epochen, von der Urgeschichte bis in die Moderne.
So gibt es Axtbeile aus der Kupferzeit, Gefäße aus der Antike sowie prachtvolle, vergoldete Exemplare mittelalterlicher Kunst. Aus der Barockzeit, aus dem Empire, aus dem Historismus und dem Jugendstil sind Werke namhafter Künstler aber auch Kuriositäten ausgestellt.

Rupert Zunhammer

GROUNDLIFT-Studios und Torqeedo

Bewegte Bilder, exquisite Tonmischungen und künstlerische Veranstaltungen sind die Spezialität der GROUNDLIFT-Studios. Bei zwei Führungen demonstrierte Firmengründer Daniel Betz am Bösendorfer Flügel die exzellente Akustik des Theaters und die SSL Mischkonsole in der Audioregie, sein Kollege Julius Drescher den Bildmischer, die Kamerasteuerung (CCU) und dem Schaltesystem für internationale Video- und Audioverbindungen im Saal.

Torqeedo ist der Marktführer für Elektromobilität auf dem Wasser. Das Unternehmen wurde 2005 in Starnberg gegründet und entwickelt und produziert elektrische und hybride Antriebssysteme von 0,5 bis 200 kW für gewerbliche Anwendungen und Freizeitgebrauch. Die exklusive Exkursion durch das innovative Unternehmen zeigte alle Stationen der Elektro­motorherstellung – angefangen in der Werkshalle mit den Motordauerprüfanlagen über das Batterielager und die Elektrowerkstatt bis hin zur Endkonfigurierung der einzelnen Außen- und Innenborder.

Silvia Stettmayer

Radom Raisting und Marienmünster

Was haben das Marienmünster in Dießen und die Satelliten Bodenstation in Raisting gemeinsam? Bei beiden sind die Blicke zum Himmel gerichtet. In der Kirche sind es die Besucher, die zu den Fresken des Deckengewölbes blicken, in Raisting sind es die Parabolantennen, die sich auf bestimmte Punkte der Synchronbahn richten, heute reichlich besetzt mit Satelliten aller Art. Zu der Zeit der Kupferkabel und Kurzwellenverbindungen etablierte sich der Satellitenfunk als erste und einzige Technologie, mit der man transatlantische Breitbandverbindungen wie z. B. Fernsehübertragungen durchführen konnte. Die damalige Deutsche Bundespost ließ in den Jahren 1963/64 die erste Antenne errichteten, die man durch eine Kunststoffhülle, dem Radom, vor Wettereinflüssen schützte. Doch breitbandige Nachrichten wurden später als Bits und Bytes kodiert und konkurrenzlos billig durch die Glasfaser geschickt.  Als dann 1985 der reguläre Betrieb im Radom Raisting beendet wurde, sicherte eine Gruppe von Mitarbeitern der Erdfunkstelle, den späteren Gründern des Fördervereins Industriedenkmal Radom Raisting e. V., den Erhalt der technischen Einrichtung und der Dokumentation und bewirkte, dass die sog. Antenne 1 als Industriedenkmal erhalten blieb. Heute wird es von der Radom Raisting GmbH verwaltet, einer hundertprozentigen Tochter des Landkreises Weilheim-Schongau. Ihr Geschäftsführer René Jakob führte die Gruppe in temperamentvollem Vortrag durch die Vergangenheit dieser Einrichtung und berichtete eindrucksvoll über die nicht ganz einfachen aber letztlich erfolgreichen Sanierungen der Hülle. Denn die ursprüngliche Hülle wurde durch den Zahn der Zeit aufgelöst, die nächste durch die Gewalt des Sturmtiefs Sabine. Heute glänzt die Kugel des Radoms wieder in strahlendem Weiß und ist inzwischen auch sturmerprobt.

Nicht weniger temperamentvoll führte Herr Sattler die Gruppe durch das Marienmünster, eines der beeindruckendsten Bauwerke des barocken Kirchenbaus in Bayern mit einer ebenso beeindruckenden Baugeschichte, zu der er pointenreiche Details beitrug.  Was an Künstlern und Baumeistern dieser Zeit quer durch Europa Rang und Namen hatte war an der Entstehung dieses Meisterwerks mit seinen symmetrischen und klaren Strukturen beteiligt. Es wurde zu einem Wahrzeichen der Gemeinde, das auch als der Thronsaal Gottes oder der Dießener Himmel bezeichnet wird. Der Höhepunkt in diesem wunderschönen Bauwerk aber kam am Schluss: Münsterorganist Stephan Ronkov setzte sich an das Manual der prächtigen Königsorgel und brachte u. a. Präludium und Fuge in Es Dur von J. S. Bach zum Erklingen. So fanden sich an diesem unvergesslichen Nachmittag Technik und Kunst zu einer imposanten Symbiose.

Fritz Münzel

Fotos: Peter Pfeffer, Fritz Münzel, Silvia Stettmayer, Josef Beck, Peter Krizan, Rupert Zunhammer

Ein schönes Video des VDI Tages 2024 produzierten die GROUNDLIFT-Studios.

Impressionen