Der VDI Tag 2022

VDI Tag in Ingolstadt

Ingolstadt, im Herzen von Bayern

Über 150 gut gelaunte Gäste, herrliches Wetter, interessante Führungen, schmackhaftes Essen und viel Zeit für Gespräche – also rundum gelungen: das war der VDI-Tag 2022. Nach der zweijährigen Corona-Zwangspause konnten wir uns am 14. Mai diesen Jahres endlich wieder zum VDI Tag in Präsenz treffen, diesmal in Ingolstadt.

Im historischen Exerzierhaus begrüßte der BV Vorsitzende Andreas Wüllner die vielen Gäste und leitete über zum Einführungsvortrag von Dr. Gerd Riedel, dem Geschäftsführer des Stadtmuseums Ingolstadt, über „Ingolstadt eine Stadt am Fluß – wie sich die Stadt und der Fluß historisch gegenseitig herausforderten“.

Die Stadt in den Donauauen Dr. Riedel beschrieb die Jahrhunderte andauernde Entwicklung des Donauumbaus – angefangen beim Kanalbau durch Karl den Großen im ausgehenden 8. Jht. über die künstliche Überformung des Flusses durch den Mühlenbau, der „Kraftwerke des Mittelalters“, bis zur wichtigsten Flußbaumaßnahme, der Verödung des Hauptarms und der Heranführung des Oberarns der Donau an die Stadt, im 14. Jht. Seit dieser Zeit ist das Bauen im ehemaligen Flußbett eine große Herausforderung in Ingolstadt, der Stadt in den Donauauen.

An den Mittagsimbiss schlossen sich die zahlreichen nachmittäglichen Führungen an, einige Eindrücke der Teilnehmer lesen Sie weiter unten. Zurück in der Exerzierhalle konnten sich die Gäste auf ein sehr schmackhafes Abendesssen freuen, bevor die glücklichen Gewinner des Preisrätsels unter großem Applaus bestimmt wurden. Noch lange saßen viele VDI Mitglieder bei Gesprächen zusammen. Ein gelungener Tag!

Eindrücke von unserem VDI Familientag in Ingolstadt


Führungen beim VDI Tag 2022

Auf den Spuren des reinen Bieres (Biergenuss)

Gemeinsam mit einem Bierkundigen ging es am 14.5. auf eine Spurensuche zu den Originalschauplätzen des Bayerischen Reinheitsgebotes für Bier aus dem Jahre 1516.

Festung Ingolstadt und Armeemuseum

Bei der Führung C stand zweimal das Militär im Vordergrund. Von der traurigen Gegenwart (in Bezug auf den Ukraine-Krieg) tauchten wir in die Vergangenheit und sahen uns im ersten Teil die Verteidigungsanlagen von Ingolstadt an.

Beeindruckend die Überlegungen und Planungen und die letztendliche Umsetzung in die verschiedenen Abwehranlagen. Dass noch so viel an historischen Verteidigungsanlagen zu sehen ist, liegt auch daran, dass gegen Ende des zweiten Weltkrieges die Stadt ohne große Gegenwehr an die US-Amerikaner übergeben wurde. Ein kleiner Lichtblick zwischen all den historischen und aktuellen Ereignissen.

Das Eintauchen in die Vergangenheit gelang besonders gut im Inneren der Fronte Rechberg. In einem Reststück des historischen Verteidigungsringes durften wir hineingehen. Eine große, ausgebesserte Stelle an der Decke zeugte von einem direkten Bombentreffer im 2. Weltkrieg. Natürlich waren die historischen Anlagen dafür nicht gebaut. Dennoch suchten natürlich Menschen 1945 Schutz auch dort. Zusammen mit einem persönlichen Schicksal aus der Familie der Gästeführerin mit genau diesem Ereignis war der Eindruck so deutlich, dass es an einigen Teilnehmer(inne)n sichtbar wurde.

Die zweite Führung war im Reduit Tilly im Armeemuseum zum 1. Weltkrieg. Eine Zeitenwende damals. Deutlich wurde, wie sehr sich im 1. Weltkrieg die Waffentechnik weiterentwickelte und schlug damit sozusagen von der historischen Kriegsführung den Weg in die Neuzeit. Aus relativ einfachen Gewehren wurden Maschinengewehre, die sehr schnell immer tragbarer wurden.

Luftschiffe wurden durch Flugzeuge abgelöst, die bald auch Bomben transportieren konnten. U-Boote und Torpedos kamen auf. Uniformen mit blitzenden Helmen und Knöpfen, die früher Gegner beeindrucken sollten, wurden von Uniformen in Tarnfarben abgelöst, da durch die vergrößerte Reichweite der Gewehre jedes blitzende Detail ein perfektes Ziel bot.

Jede Verbesserung an Reichweite und Handhabbarkeit der Waffentechnik durch Techniker und Ingenieure machten das Töten effizienter. Nicht zuletzt auch die Entwicklung und die Einsätze der Kampfgase. All diesen Kriegen der Vergangenheit gingen Informationskampagnen der jeweiligen Regierungen und Herrscher voraus. So kommt es zu jubelnden Menschen, die es als Ehre ansahen, für das Vaterland in den Krieg zu ziehen. Die Wahrheit stirbt zuerst im Krieg. Eigentlich stirbt sie schon vorher. Damals wie heute.

Stefan Emilius, VDI/VDE-Arbeitskreis Informationstechnik im Bezirksverein

Stadtmuseum

Ingolstadt – das ist weit mehr als nur Autos und Erdöl. Der Donauraum um Ingolstadt zählt zu den reichsten archäologischen Fundlandschaften Mitteleuropas. Die Stadt ist von ihrer Vergangenheit als mittelalterliche Residenzstadt und bayerische Landesfestung geprägt. Die bayerische Landesuniversität versammelte hier weltberühmte Gelehrte. Gemeinsam begaben sich bei dieser Führung zahlreiche Mitglieder und Freunde des VDI auf die historischen, kulturellen und technischen Spuren der Stadt.

Altstadtrundgang

In den Genuss eines informativen und gleichsam unterhaltsamen Spaziergang durch zwölf Jahrhunderte bewegter Stadtgeschichte kamen die Teilnehmer dieser Führung, in der ungewöhnliche Bäruche und Begegenheite der Stadtgeschichte ebenso vermittelt wurden, wie Hintergründe zu berühnten Persönlichkeiten, die der Donaustadt ihren Stempel aufgedrückt haben.

Die Pionierschule der Bundeswehr

Nach einer angenehm unkomplizierten Anmeldung begrüßte der stellvertretende Kommandeur der Pionierschule, Oberst Bosch, die Gruppe sehr herzlich. Die Ausbildungsstätte der Bundeswehr ist sehr modern eingerichtet und bietet Lehrgänge für alle Bauhauptberufe an, z. B. zum Schweißer oder Bautechniker. Sie führen bis zum Gesellenbrief, orientieren sich am zivilen Bereich und werden dementsprechend auch im zivilen Bereich anerkannt. Außer für Soldaten der Bundeswehr stehen sie auch für Soldaten kooperierender Staaten offen. Nicht weiter verwunderlich, dass auch Teilnehmer aus der Ukraine an den Kursen teilnehmen.

In einer gut ausgestatteten Lehrwerkstatt erläuterte Oberstleutnant Suppe die Geheimnisse des handgeführten Lichtbogenschweißens. Man konnte kantengeschweißte Muster bewundern, eines war unter Wasser geschweißt worden mit einer nur geringfügig wackligen Naht. Das Angebot, mal selber zu schweißen, nahm keiner aus der Gruppe an.

In der Abteilung Holzbau gab es Modelle für den Schalungsbau zu sehen, die Lehrsammlung zeigte u. a. interessante Modelle von historischen Brückenbauten. Nach einer kurzen Busfahrt übernahm Prof. Dr.-Ing. Lothar Wech die Gruppe an der Technischen Hochschule Ingolstadt, THI. Die Forschungsprojekte der THI orientieren sich an der Hightech Agenda Bayern und umfassen u.a. Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren und Fliegen.

Erläuterungen zur Fahrer/Fahrzeugschnittstelle sowie zur Fahrsicherheit sowie Projekte zur regenerativen Energietechnik rundeten den Nachmittag ab. Nach einem Ausblick auf die Strömungseigenschaften von Golfbällen freuten sich die Teilnehmer dann doch auf das verdiente Abendessen.

Fritz Münzel, Chefredakteur der "Technik in Bayern" 

Audi Tradition im GVZ

Diesmal besuchten wir nicht das Museum AUDI Mobile, wo jeder auch so hineinkommt, sondern es ging in die sogenannten „heiligen Hallen“ ins Depot der Audi Tradition, welches die Herzen aller Oldtimer-Fans höher schlagen lässt. So viele Rennklassiker, ob von „Le Mans“- und DTM-Fahrzeugen in einen Raum, gibt es wohl kein zweites Mal und alle sind selbstverständlich Originale. Die Rallye-Ikone, den Ur-Quattro, gab es gleich im Dutzend. Eine Etage darüber war nochmal die gleiche Fläche mit alten Vorkriegsmodellen von DKW, Horch, Audi und Wanderer bestückt. Die Modelle im dritten Stock waren schon eher bekannt, hier waren alle Modelle der Nachkriegszeit bis zu den YoungTimern der 90er. Zu allen Fahrzeugen gab es exklusiv immer eine kaum zu glaubende Anekdote zu hören. Zufällig wurde im Hof gerade der Auto Union Silberpfeil für eine Ausstellung aufbereitet (mit 16 Zylinder Sound natürlich). Für einen Auto-Fan ein unvergessliches Erlebnis!

Rainer Wetekam, Leiter der VDI Bezirksgruppe Ingolstadt und zusammen mit Rupert Zunhammer einer der Hauptorganisationen des VDI Tag 2022

Auf den Spuren der Autounion

Hier schlägt das Herz der Autostadt: Auf den Spuren der Auto Union Wer an Audi denkt, der denkt unweigerlich an das weitläufige Fabrikareal im Norden Ingolstadts. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da produzierte der renommierte Automobilhersteller noch mitten in der Ingolstädter Altstadt: Unsere Gästeführer/innen führen Sie an die Orte der frühen Fahrzeug- und Motorradfertigung, rund um den Josef-Strobl-Platz, die Keimzelle der Autoindustrien Ingolstadt. Erfahren Sie viel Wissenswertes über die Anfänge der automobilen Fließbandfertigung und lassen Sie sich überraschen, in welchen historischen Gebäuden die Wurzeln des heutigen Weltkonzerns liegen.

Medizinhistorisches Museum

Das Deutsche Medizinhistorische Museum besitzt in seiner Sammlung einen großen Bestand an medizintechnischen Geräten. Bei der exklusiven Führung am 14. Mai, die aufgrund der hohen Nachfrage gleich doppelt stattfand, wurden herausragende Stücke aus dieser Sammlung gezeigt. Im Mittelpunkt standen die zahlreichen, medizintechnischen Errungenschaften, etwa im Bereich der Geburtshilfe, die die Lebensqualität in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder geradezu revolutionär verbessert haben und unmittelbaren Einfluss auf die Sterblichkeitsrate von Neugeborenen nahmen.

Auch "Frankensteins Zimmer", zu dem Mary Shelly in ihrem brühmten Roman Ingolstadt zum Dreh- und Angelpunkt ihrer schaurigen Geschichte um den Arzt Dr. Frankenstein gemacht hatte, konnten die Teilnehmer an diesem Tag betreten.

Nach der ausführlichen Vorstellung einer ganzen Reihe medizinhistorischer Exponate, ging es in den Garten des Musemusgeländes, wo man allerhand über das botanische Gift- und Heilangebot unserer heimischen Pflanzenwelt lernen konnte. Von Allraunen bis Tollkirschen wurde vieles gezeigt. Besonders anschaulich wurden jedoch die feinen Unterschiede zwischen Bärlauch und Maiglöcklichen veranschaulicht, an deren Verwechslung jedes Jahr nach wie vor Menschen sterben. Während die Blattunterseite bei Bärlauch nämlich matt ist, glänzt diese beim Maiglöckchen. Zudem zeichnen sich Bärlauchblätter jeweils nur durch einen aus dem Boden ragenden Stil aus; bei Maiglöckchen können es mehrere sein. 

Polizeimuseum

Die Geschichte der Polizei harrt noch immer der Entdeckung, und so ludt das Museum ein, sich auf eine Erkundungstour von den unruhigen Zeiten der bayerischen Revolution von 1918/1919 bis zur Schlacht um die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf zu begeben. Die Ausstellung gab Einblicke in das Innenleben der Polizei, zeigte verschiedenste bekannte und unbekannte Ausrüstungsgegenstände ebenso wie überraschende, persönliche Dokumente.

Gunvor Raffinerie

Vor Ort bekamen die Teilnehmer der Führung intensive Einblicke in Produktion und Logistik. Die Raffinerie Ingolstadt befindet sich auf einem 128 Hektar großen Standort in Ingolstadt und beschäftigt etwa 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bietet Ausbildungs- und Arbeitsplätze auch für regionale Partnerfirmen. Sie veredelt Rohöl zu hochwertigen Mineralölprodukten, wie die Flüssiggase Propan und Butan, den Chemiegrundstoff Propylen, Ottokraftstoffe, Flugkraftstoffe, Diesel, leichtes und schweres Heizöl und Schwefel. Die Produkte werden über die eigene Tank- und Kesselwagen-Beladestationen der Raffinerie Ingolstadt ausgeliefert. Die Gunvor Raffinerie gehört zu den energieeffizientesten Raffinerien in Europa. Durch das Fernwärmeprojekt mit den Stadtwerken Ingolstadt leistet die Raffinerie einen Beitrag zur Versorgung der Region mit umweltfreundlicher Energie.

 

Technische Hochschule Ingolstadt, Fahrzeugsicherheit und KI

„Forschen an der Zukunft – die Technische Hochschule Ingolstadt“

An der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Technologien der Zukunft. Mit einem gemeinsamen Rundgang über den Campus sahen die Teilnehmer dieser Führung, wie im wissenschaftlichen Leitzentrum für Fahrzeugsicherheit in Deutschland und in den vielen unterschiedlichen Laboren unter anderem an den Fortschritten des autonomen Fahrens oder der praktischen Anwendung von Künstlicher Intelligenz geforscht wird.

550 Jahre Universitätsgeschichte

Eine vergnügliche Tour mit innovativen virtuellen Einspielungen, bei der große wissenschaftliche Entdeckungen und Entdecker aus Ingolstadt zum Leben erweckt werden, erlebten die Teilnehmer dieser Führung am 14. Mai.